Geistliches Wort Dezember 2024

Liebe Gemeindeglieder,
liebe Freundinnen und Freunde,

von Frieden und Freude sangen die Engel, als Jesus geboren wurde. Der palästinensische Schnitzer, der die Blasheimer Krippenszene geschaffen hat, hat seinen Figuren etwas von diesem himmlischen Frieden und der Freude der Engel mitgegeben. Das von ihm verwendete Olivenholz gilt als hart und widerspenstig. Es ist damit ein gutes Bild für unsere Herzen, die hart und widerspenstig werden, wo sie Unglück erleben.

„Nakba“ (das Unglück) nennen Palästinenser die Gründung des Staates Israel 1948 und den Krieg, mit dem Ägypten, Syrien, Libanon, Jordanien und Irak diesen Staat tags darauf wieder von der Landkarte tilgen wollten. Zum Unglück von Flucht und Vertreibung durch diesen Krieg kam das Unglück, dass niemand die Flüchtlinge bei sich haben wollte. Und so entsteht aus altem Unglück neues Unglück: „Es ist uns gelungen, die Palästinenserfrage wieder auf den Tisch zu bringen, und jetzt kommt niemand mehr in der Region zur Ruhe,“ sagte der Hamas-Führer Chalil al-Haja nach dem Überfall seiner Organisation auf Israel im Oktober. Die vielen Opfer auf palästinensischer Seite durch die militärische Reaktion Israels sei in den Augen von Hamas der notwendige Preis dafür. Und Taher El-Nounou ergänzt: „Ich hoffe, dass der Kriegszustand mit Israel an allen Grenzen dauerhaft wird und dass die arabische Welt auf unserer Seite steht.“

Inmitten dieser Welt, in der so aus altem Unglück immer neues Unglück zu werden scheint und die Herzen immer härter werden, werden in den nächsten Wochen aus alten Büchern die Worte des Engels von Freude und Friede vorgelesen, Posaunenchöre spielen „Vom Himmel hoch da komm ich her“ und „Welt ging verloren. Christ ist geboren.“

Und welch ein Glück ist es, wenn solche Worte in ein hart gewordenes Herz die Gestalt einen Kindes in der Krippe einprägen, in dem Gott Mensch wird. Welch ein Glück ist es zu erleben, dass so, mitten im Unglück, Orte des Friedens entstehen. Welch ein Glück ist es, wenn ein Palästinenser in einer Schnitzwerkstatt in Bethlehem mit den Worten „Euch ist heute der Heiland geboren!“ ein Krippenkind zu den übrigen Figuren stellt und damit selbst zu einem Boten der Weihnachtsfreude, ja, selbst zu einem Weihnachtsengel wird.

Mit einem herzlichen „Gott befohlen“ grüßt Sie Ihr
Bernd Reitmayer, Pfarrer