Pfarrer

Anlässlich der Einführung von Superintendent Reitmayer
in das Pfarramt der Johannesgemeinde am 22.01.2023
erschien in der Rödinghauser Zeitschrift „Du & Ich“ dieses Portrait:


Zeit, um sich zu orientieren, um die rund 170 Gemeindemitglieder kennenzulernen, benötigt Bernd Reitmayer als neuer Gemeindepfarrer der Johannesgemeinde in Schwenningdorf nicht. „Ich habe hier ja schon mit meinem Vorgänger, Herrn Heicke, sehr eng zusammengearbeitet und war auch als Superintendent im Nebenamt für die Gemeinde zuständig“, sagt der 64-Jährige, der nun neben den Gemeinden in Blasheim und Rabber auch die in Schwenningdorf führt. Dabei ist sein Wirkungskreis sogar noch deutlich größer. „Als Superintendent bin ich für ein Gebiet zuständig, das sich zwischen Osnabrück und Wolfsburg, Göttingen und der Südheide erstreckt“, so der Geistliche, der in Bad Essen wohnt und nun auch in Schwenningdorf die Gemeindearbeit übernimmt.

„Meine Hauptaufgabe sehe ich darin, dass ich die ohnehin guten Verhältnisse hier in Rödinghausen stabilisiere“, so der 64-Jährige, der bereits als Säugling getauft wurde und schnell zur christlichen Jugendarbeit fand. „Ich bin da sehr traditionell aufgewachsen, also habe ich im Chor gesungen, mich in der Jugendarbeit engagiert, im Posaunenchor mitgespielt“, erzählt Bernd Reitmayer, dessen Plan es eigentlich war, Mathe- und Physiklehrer zu werden. Doch ein Pastor – ausgerechnet aus der SELK-Gemeinde in Schwenningdorf – ließ ihn zweifeln.

„Als ich gesehen habe, wie viel Hartmut Hauschild arbeiten musste, war mir klar: Hier war Hilfe dringend notwendig und die wollte ich gerne leisten.“ So entschied sich der heutige Superintendent zum Theologiestudium, obwohl er hier „in den ersten Semestern tatsächlich seinen Glauben verlor“. Erst als er das erlebte, was er heute „seine Bekehrung“ nennt, kehrte er zurück zum Glaubensmotiv seines Studiums. Stationen in Tübingen und im amerikanischen St. Louis folgten, ehe Bernd Reitmayer sein Examen ablegte und sein Vikariat in Witten an der Ruhr begann.

Seine erste Stelle in der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) sollte die in Wolfsburg sein. „Bis zu diesem Moment war ich für die Glaubensbetreuung ausgebildet worden – plötzlich sollte ich aber volksmissionarisch tätig sein“, wunderte sich der junge Pfarrer erst und fand dann doch schnell Gefallen an Idee und Aufgabe, neue Gemeindemitglieder zu gewinnen. Dies gelang ihm nicht nur in Wolfsburg, sondern auch in seiner Folgestelle in Bochum, ehe er nach Bad Essen wechselte. Seit 2011 lebt und arbeitet er hier und hilft seit dem Sommer 2022, nach dem Weggang von Pastor Heicke, auch in Schwenningdorf aus. „In unserer Selbständigen Kirche schauen wir in solchen Fällen, ob eine Zusammenlegung Sinn macht und wie wir mit der Personalnot, die natürlich auch uns betrifft, am besten arbeiten können“, so Bernd Reitmayer. Unter dem Motto „alles was möglich ist, machen wir möglich“ werde nun auf maximale Flexibilität etwa bei der Terminierung der Gottesdienste gesetzt. „Wir haben die Möglichkeit der Vorabgottesdienste am Samstagabend geschaffen und sind auch am Sonntag sehr flexibel. Da kann der Gottesdienst um 9.00, aber auch um 11.00 oder erst gegen 17.00 Uhr stattfinden“, erklärt der dreifache Gemeindepfarrer und weiß, dass das vor allem für ihn bedeutet, die Sonntage teilweise im Auto zu verbringen, um von Kirche zu Kirche zu fahren. „In jeder Gemeinde gibt es aber auch zwei Laienprediger, die mich unterstützen“, so der 64-Jährige. Auf die Frage, wie lange eine solche Dreifachbelastung gut gehe, hat der vierfache Familienvater Bernd Reitmayer eine einfache und klare Antwort: „Bis zum 1. November 2024.“ Denn dann wird er sich in den Ruhestand verabschieden, wird seine Zelte in Ostwestfalen abbrechen und mit seiner Frau nach Witten ziehen.

Bis es so weit ist, ist Freizeit ein rares Gut. „Ich sage immer, Freizeit habe ich nur im Urlaub“, so der Pfarrer. Aber so ganz stimme das nicht. „Wenn ich am Sonntagabend daran gehindert werde, den Tatort zu sehen, kann ich schon mal ungnädig werden“, so die warnenden Worte mit einem Augenzwinkern. Kino und Tatort – das sind die großen Leidenschaften von Bernd Reitmayer, lasse sich hier doch perfekt die gesellschaftliche Entwicklung erkennen. Kein Wunder, dass er in Rabber und Blasheim auch das sogenannte Kirchenkino erfand. Pläne für seine Zeit nach dem Ausscheiden hat Bernd Reitmayer auch schon geschmiedet. Ohne dazu ausgebildet zu sein, hat er schon den ein oder anderen Chor geleitet. Hier „würde ich gerne die Chorleitung von der Pike auf lernen und mir eine Leitung eines weltlichen Chores durchaus zutrauen“, so das Vorhaben. Daneben will er sich intensiver dem Posaunenspiel widmen. „Ich bin eher durch Zufall in eine Big Band geraten und muss sagen, dass mir das doch sehr viel Freude bereitet“, so der Pastor.

Erst einmal gelte es nun aber, alle vier Aufgaben unter einen Hut zu bringen. „Als Superintendent bin ich auch an meiner eigenen Nachfolgerauswahl beteiligt – allerdings glücklicherweise nur strukturell und nicht persönlich“, sagt Reitmayer. Drei Gemeinden mit insgesamt rund 500 Mitgliedern unter einen, sprich seinen Hut zu bringen, sei daneben Aufgabe genug. „Es allen Recht zu machen, ist die größte Herausforderung. Dabei können sich alle Gemeindemitglieder sicher sein: Wenn ich gebraucht werde, dann bin ich da.“

Auch das Westfalenblatt hat eine Vorstellung veröffentlicht:

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