Geistliches Wort Oktober-November 2015

Bild ReineckeLiebe Gemeindeglieder unserer Gemeinden,
liebe Freunde,

zum ersten Mal darf ich Ihnen schreiben. Ich freue mich darüber, auch wenn es immer heißt: Aller Anfang ist schwer.
Das erlebe ich oft so: Ein Anfang oder auch ein Neuanfang, die sind schwer. Vieles muss sich neu sortieren und das was sich an alter Stelle schon zu einer Gewohnheit entwickelt hat und leicht von der Hand geht, ist auf einmal mühsam und braucht viel Zeit und gründliches Nachdenken.

Jedem (Neu-)Anfangen wohnt aber auch große Chance inne. Ende Oktober vor nun 498 Jahren, da gab es so einen Neuanfang, der viele Möglichkeiten und Chancen beinhaltete. Am 31. Oktober 1517 schlug Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg. Kern dieser Thesen war Luthers Überzeugung, dass seine geliebte Kirche auf Abwegen sei und wieder auf den richtigen Kurs gebracht werden müsse. Er wollte einen Gesprächsgang ‚anzetteln‘ um die gängige Praxis der  Sündenvergebung mitsamt Ablasshandel abzuschaffen.

Luthers Überzeugung fußt auf einer der Grundfesten der biblischen  Überlieferung, die auch wir uns immer wieder neu sagen lassen
müssen, weil sie unserem sonstigen Leben und Erleben in unserer Welt so entgegengesetzt zu sein scheint. Oft wird der Wert unseres
Lebens doch darüber bestimmt, was wir leisten, was wir verdienen, und auch darüber, was wir uns leisten können. Zu Gott dürfen wir aber mit allem kommen, was uns ausmacht, und das sind auch und vor allem unsere schwachen Eigenschaften und Momente und unser Scheitern. Vor Gott müssen wir nichts leisten, ihm müssen wir auch nicht vorweisen, was wir uns leisten können. Wir sind vor ihm „ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist“, wie Paulus an die Gemeinde in Rom schreibt.

Diese Worte zugesagt zu bekommen, ist für mich immer wieder wie ein Neuanfang. Diese Zusage holt mich aus meinem menschlichen Leistungsdenken und gibt mir die Freiheit, mein Leben als Geschenk Gottes zu leben. Diese Freiheit zu erleben, ist immer wieder eine große Freude.

Diese Freude wünsche ich auch Ihnen und grüße Sie im Namen aller Redakteure und der beiden Pastoren,
Ihr Vikar Florian Reinecke