Geistliches Wort Oktober-Dezember 2013

Christus spricht: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt. (Johannes 11,25)

„Kaum zu glauben!“ kommt es einem manchmal über die Lippen! „Kaum zu glauben… aber wahr!“ Dieser Ausspruch ist meist Reaktion auf ein Ereignis, das nach menschlichem Ermessen mehr als unwahrscheinlich oder fast übernatürlich ist. Wie ein Krankenbesuch bei Reino Schönfeld, einem Herrn aus unserer Gemeinde in Rotenhagen, der plötzlich wusste: „Morgen sterbe ich.“ So konnten wir noch über sein Leben und das Leben nach dem Tod sprechen – und er verstarb tatsächlich am nächsten Tag. Kaum zu glauben. Das ist nicht jedem vergönnt – deshalb ist es gut, Vorsorge zu treffen. Aber dazu im übernächsten Artikel.

Kaum zu glauben war auch das, was die beiden jungen Frauen erlebten, die auf dem Deckblatt dieser Brücke zu sehen sind. Es sind Schwestern, die vier Tage zuvor ihren Bruder zu Grabe getragen haben. Sie sind noch mittendrin in der Trauer. Sie weinen. Lazarus ist tot. Er fehlt ihnen! Und dann das: Ihr Bruder, noch in Leichentücher gehüllt, bewegt sich wieder, regt seine Glieder, richtet sich auf und lebt. „Kaum zu glauben! Jesus hat den toten Lazarus auferweckt!“

Wie stehen wir heute zu der Erzählung von der Auferweckung des Lazarus (Johannes 11)? „Unglaublich… nicht zu glauben!“ oder „Kaum zu glauben … aber wahr!“? In dieser herbstlichen Jahreszeit, zum Ende des Kirchenjahres, kommen diese Fragen auch gottesdienstlich wieder mehr in den Blick: Was erwartet die Verstorbenen? Was erwartet uns einmal nach dem Tod?

Die Bibel spricht sehr eindeutig von der leiblichen Auferweckung – aber nicht wie bei Lazarus zurück ins irdische Leben, sondern hinein ins ewige Leben. Unglaublich? Oder kaum zu glauben? Ja, weil sich die Auferstehung unseren Vorstellungen völlig entzieht. Die Schwestern des auferweckten Lazarus drücken unterschiedliche Gefühle aus: Die eine, rechts im Bild, wendet den Blick weg vom Geschehen, zweifelnd und nachdenklich ist ihre Hand ans Kinn gelegt. Die andere, im Bildhintergrund, wirft sich anbetend auf die Knie. Ihr Blick ist vertrauensvoll auf Jesus gerichtet, der nur wenige Augenblicke zuvor den toten Lazarus zurück ins Leben gerufen hat.

Bei allem Nachdenken über den eigenen Tod und bei allem Erinnern an die Verstorbenen, soll durch die Gottesdienste zum Jahresende unser Blick auf Jesus Christus hin gewendet werden. Denn er hat die Macht, Tote – auch uns – zum Leben zu erwecken. „Kaum zu glauben… aber wahr!“

Herzlich grüßt

Ihr Pastor Johannes Heicke

Geistliches Wort Juli 2013

Als Petrus den starken Wind sah, erschrak er und begann zu sinken und schrie: Herr, hilf mir! Jesus aber streckte sogleich die Hand aus und ergriff ihn. (Mt 14,30-31)

Liebe Leser,

während Sie diese Zeilen lesen, sind die Wasserpegel der Flüsse in Süd- und Ostdeutschland wieder auf einen normalen Stand gesunken. Was bleibt, sind Unmengen von Schlamm und Dreck in den Straßen, Feuchtigkeit in Kellern und unteren Etagen der betroffenen Häuser, schreckliche Erinnerungen und die Erleichterung, dass es endlich vorbei ist. Vorerst stellen die Wassermassen nun keine Bedrohung mehr dar – endlich.

Erleichtert war auch Petrus, als sich die Hand Jesu nach ihm ausstreckt und ihn packt. Eben noch war er mutig und ganz euphorisiert aus dem Boot gestiegen und schaffte das, was sein Herr ihm vorgemacht und wozu er ihn gerufen hat: Petrus läuft auf dem Wasser! Erstaunlich! Unbegreiflich für uns heute! Petrus schafft im Vertrauen auf Jesus das Unmögliche. Sogar die Gesetze der Physik werden ausgehebelt. Doch irgendwann ist seine Begeisterung verflogen. Er blickt auf die bedrohlichen Wassermassen unter ihm – und sinkt ein. Und genau in diesem Moment greift die Hilfe: Die Hand Jesu hält Petrus fest und rettet ihn vor dem Ertrinken.

Gern wird das Verhalten des Petrus als Bild für unseren Glauben genommen. Und ich denke, es passt ganz gut: Manchmal sind wir ganz euphorisch, erleben Höhenflüge des Glaubens und sind hochmotiviert. Diese Ausgabe der Brücke zeigt ja auch wieder ein paar solcher Momente und Ereignisse. So kann uns z.B. ein schöner Gottesdienst noch tagelang durch die Woche tragen. Doch manchmal folgt auf die große Euphorie auch die Ernüchterung. Zum Beispiel wenn die Realität des Alltags uns wieder im Griff hat uns übermannt. Dann sind wir angewiesen auf die Hand Jesu, die nach uns greift und uns vor dem Ertrinken rettet. Petrus konnte sich auf diese Hand verlassen. Im Glauben können wir das auch. Jesus hält uns.

Es ist zu wünschen, dass den Betroffenen in den Hochwassergebieten auf ähnliche Weise geholfen wird. Sowohl im Glauben als auch ganz tatkräftig.

Einen Sommer mit viel Sonne wünscht

Ihr Pastor Johannes Heicke

Geistliches Wort April 2013: Ulrich Parzany schreibt zum Bierener Missionsfest

„Ich freue mich auf die ProChrist-Tage in Rödinghausen im Juni. Vielleicht wundern Sie sich über das Motto „Zweifeln und Stauen“. Staunen – das finden wir alle toll. Aber Zweifel verunsichern und quälen. Sie erwarten von mir wahrscheinlich, dass ich mehr für den Glauben werbe als für das Zweifeln. Aber auch wenn es Sie überrascht: Ich werbe zunächst einmal für das Zweifeln. Ich verstehe unter Zweifeln ein radikales Fragen, mit dem Gewohntes in Frage gestellt wird. Ich meine, das tut uns gut.

Sehen Sie, wenn ein Haus einstürzt, fragt man sich nachher, woran das gelegen hat. War das Fundament nicht stabil? Ist die Statik falsch berechnet worden? Die Fragen kommen leider zu spät, wenn das Haus einstürzt. Sie müssten vorher gestellt werden. Dann hätte man den Einsturz vielleicht verhindern können. Ich möchte Mut machen, dass wir nach der Stabilität des Fundamentes unseres Lebenshauses fragen, bevor es einstürzt. Worauf verlasse ich mich eigentlich? Gesundheit? Geld? Gute Beziehungen? Glück? Gott? Gibt es den? Wer ist er? Was hat er mit meinem Leben zu tun? Kann man darüber etwas Genaues wissen? Was ist das Ziel des Lebens? Wie können Beziehungen gelingen? Wem kann ich vertrauen?

Ich bin davon überzeugt, dass die Bibel uns präzise Auskünfte zur Beantwortung solcher Fragen gibt. Darum lohnt es sich die Fragen zu stellen. Wir müssen nicht gedankenlos leben. Wir dürfen getrost eine Schippe tiefer graben.

Ich hoffe, Sie werden mit dabei sein und Ihre Bekannten und Freunde mitbringen. Es wird Gelegenheit zum Gespräch geben. Und hoffentlich werden viele darüber staunen, welche überraschenden Perspektiven die Bibel für unser Leben eröffnet. Ich verlasse mich auf die Zusage von Jesus: „Wer sucht, der findet; wer anklopft, dem wird geöffnet.“ Ich bin jedenfalls sehr gespannt.

Mit herzlichen Grüßen und voller Erwartung

Ihr Ulrich Parzany

Geistliches Wort Februar 2012

Siehe, wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. Hebr 13,14

Liebe Gemeindeglieder, liebe Freunde,

auf dem Gehweg stapeln sich die Umzugskartons. Gleich muss der Möbeltransporter kommen. Dann geht es ab an einen fremden Ort. Die neue Arbeit wartet dort schon. Nicht nur Hemden, Möbel und Teller machen sich auf den Weg. Im Gepäck sind auch eine Portion Spannung und ein Stück Ungewissheit, das mulmige Gefühl: Was kommt da wohl auf mich, auf uns zu? Zurück bleiben Freunde und Bekannte, zurück bleibt ein gutes Stück Heimat.

So ist es uns als Familie im letzten April ergangen, als wir uns zu Ihnen auf den Weg gemacht haben. So ist es aber sicher vielen von Ihnen auch schon gegangen in Ihrem Leben. Und so kann man auch den Jahreswechsel beschreiben: Wir haben ein altes Jahr zurückgelassen. Mit vielen schönen Erlebnissen wie unseren Sommerfesten, dem gemeinsamen Adventsnachmittag, schönen Gottesdiensten zu Heiligabend und eben zum Jahreswechsel in der Gemeinde. Und sicher auch mit viel Schönem im Privaten. Und schon sind wir mittendrin im neuen Jahr, haben schon wieder viel erlebt, das Rad dreht sich weiter.

Wie passend ist da in diesem Jahr die Jahreslosung: Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

Auch das gerade begonnene Jahr wird wieder vergehen wie im Fluge, auch in diesem Jahr haben wir keine „bleibende Stadt“. Sicher, viele werden ihre Heimat behalten, ihr Haus, ihre Wohnung, ihre Familie. Und doch: Nichts bleibt, wie es ist. Außer dem Gefühl: Das kann doch noch nicht alles gewesen sein. Da muss doch noch mehr kommen.

Und tatsächlich: Da kommt noch mehr! Nämlich die „zukünftige Stadt“, die, die wir Christen suchen, das ewige Leben! Darauf weist auch die „Himmelsleiter“ auf der Titelseite: Für uns Christen führt der Weg aus dieser Welt in den Himmel, da haben wir eine bleibende Stadt, da werden wir zur Ruhe kommen und Frieden finden.

Mit dieser Hoffnung im Gepäck lasst uns losgehen ins neue Jahr, offen für alles Neue, das da kommt, befreit, weil wir wissen: Da kommt noch mehr!

Es grüßt Sie herzlich,

Ihr Pfarrvikar Johannes Heicke

Geistliches Wort (Oktober 2012)

Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Offenbarung 21,4

Liebe Gemeindeglieder, liebe Freunde,

mit großen Schritten gehen wir zu auf das Ende des Kirchenjahres, in dem es um die Themen Tod und Ewigkeit geht. Sogar die ARD widmet dem Thema „Leben mit dem Tod“ eine ganze Themenwoche (vom 17. bis 23. November). In unseren beiden Gemeinden werden Tod und Ewigkeit besonders beim Sterbegedenken am Ewigkeitssonntag wieder bewusst werden. Als erste Einstimmung möchte ich hier eine Erzählung wie- dergeben von Theresa Demski, 29-jährige Redakteurin und Pfarrers- tochter aus Nordhessen:

„Ich erinnere mich an jenen Frühling so gut wie an kaum eine andere Zeit in meiner Kindheit. Wir waren unbeschwert, Probleme, über die wir Kin- der uns heute den Kopf zerbrachen, spielten schon morgen keine Rolle mehr. Bis zu jenem Tag. Als wir aus der Schule kamen, war es so ruhig im Haus, wie noch nie zuvor. Unsere Mutter wartete in der Küche auf uns und erzählte, Großvater sei gestorben. Ich zögerte keinen Augenblick, sondern lief runter zum Haus meiner Großeltern. Er konnte doch noch nicht einfach verschwunden sein. Doch als ich aufgebracht in das kleine Haus lief, das mir so vertraut war, trugen sie gerade den Sarg die Treppe hinab. Meine Mutter, die mir gefolgt war, nahm mich damals in den Arm und versuchte mir zu erklären, dass der Tod nicht das Ende und Opa nun im Himmel sei. Aber was wollte ich mit einem Großvater im Himmel? Ich wollte mit ihm Blumen pflanzen, Spaziergänge unternehmen und Musik machen. Und er wollte das sicher auch viel lieber, als im Himmel zu sein. In unser Haus zog eine Traurigkeit ein, die uns alle zu verändern schien. Mein Vater weinte plötzlich, meine Mutter versuchte zu trösten und immer wieder kamen Menschen mit Blumen und Karten. Großmutter zog für einige Tage bei uns ein und uns Kindern wurde gesagt, dass wir sie in Ruhe trauern lassen sollten. Also gingen wir zur Schule, zum Sport und zum Musikunterricht wie immer – und kehrten dann in unser trauriges Zuhause zurück.

Eines Abends, als ich auf der großen Wiese hinter dem Haus Blumen für das frische Grab pflückte, sah ich mei- ne Großmutter. Sie saß ganz ruhig auf einer Bank und schien zu lächeln. Ich zögerte kurz, weil wir doch um Rücksicht gebeten worden waren, aber dann kletterte ich auf die Bank neben sie. ‚Warum weinst du gar nicht?‘, fragte ich sie vorsichtig und sie sah mich an, wie so viele Male zuvor.

‚Alle weinen die ganze Zeit‘, erklärte ich ihr, ‚bist du gar nicht traurig?‘ Wieder lächelte sie. ‚Ich habe fast mein ganzes Leben mit deinem Groß- vater verbracht‘, sagte sie dann, ‚und ich bin sehr traurig.‘ Aber sie sah gar nicht traurig aus. Verändert vielleicht, und unter ihren Augen waren eigen- artige Ränder, aber in ihrem Blick lag eine Ruhe, die ich nie zuvor dort ge- sehen hatte. Dann strich sie mir über den Kopf: ‚In einem waren Opa und

ich uns immer sicher: Das Beste, mein Schatz, das Beste, das kommt erst noch.‘ Und obwohl sie kein weiteres Wort sagte, obwohl sie mir nichts er- klärte, verstand ich. Ich verstand ihre Ruhe, ihre leise Trauer und vor allem ihr Lächeln. Sie lebten gerne, sie hat- ten die harten Jahre durchkämpft und die guten Zeiten genossen, sie hatten ihr Leben geliebt, aber immer waren sie sicher gewesen: ‚Das Beste kommt noch.‘ Und mitten im Traurigsein konnte ich mich plötzlich für meinen Opa im Himmel freuen. Für ihn hatte das Beste schon begonnen.“

Über dieses „Beste“ also wollen wir gemeinsam nachdenken in den Gottesdiensten der nächsten Wochen. Dazu lädt Sie herzlich ein

Ihr Pfarrvikar Johannes Heicke