Geistliches Wort Juni 2014

Liebe Gemeindeglieder unserer Pfarrbezirke, liebe Freunde,

Pfingsten, das ist ein schönes Fest. Mitten im Frühling gelegen, alles grünt und blüht, „Geh‘ aus, mein Herz“ wird in den Gemeinden rauf und runter gesungen. Das macht Freude, das genießen wir aus vollem Herzen. Völlig zurecht.

Pfingsten, das ist aber auch ein sperriges Fest. Schon der Name: Was heißt das eigentlich? Er kommt von Pentekoste, dem griechischen Wort für „der Fünfzigste“. Der Pfingstmontag (eigentlich also der wichtigere Tag) liegt nämlich genau 50 Tage nach Ostern.

Und dann ist auch der Inhalt irgendwie sperrig: Die „Ausgießung“ des Heiligen Geistes auf die Jünger, wie sie in der Apostelgeschichte im 2. Kapitel berichtet wird. Der Heilige Geist ist bei uns Deutschen immer ein bisschen unterbelichtet. Klar, irgendwie gibt’s den Vater, den Schöpfergott, der irgendwann mal die Welt gemacht hat. Und jetzt als gütiger Opa aus dem Himmel wie aus dem Fernsehsessel seiner Welt zuschaut. Und klar, sicher gibt’s auch Jesus, den Sohn. Der ist ja geschichtlich gesichert auf dieser Welt unterwegs gewesen, damals vor 2000 Jahren. Dass dieser Mensch aber auch Gott war, und er für uns gestorben und auferstanden ist, da wird’s für manchen schon schwieriger.

Und dann erst der Heilige Geist: Eine Kraft Gottes, die heute wirkt! Die eben nicht irgendwann vor ewigen Zeiten die Welt gemacht hat. Oder vor 2000 Jahren auf der Welt unterwegs war. Sondern der jetzt und heute Menschen begeistern und anstecken will. Das ist vielen dann doch zu nah.

Dabei bringt er eine ganze Menge Versprechen mit, der Heilige Geist: Allen voran, dass er Menschen den Glauben und damit ewiges Leben schenkt. Dann, dass er uns auch jetzt schon beisteht bei allem, was wir Schweres ertragen müssen. Dass er uns einen direkten Draht zu Gott verschafft. Und dass er sogar Krankheiten heilen, Sucht durchbrechen, Freiheit schenken kann.

Unsere Konfirmanden haben sich aufgemacht, um mit diesem Heiligen Geist unterwegs zu sein. Dazu wurde ihnen bei ihrer Konfirmation Gottes Segen zugesprochen. Und auch uns nähert er sich immer wieder, der Heilige Geist: In Gottes Wort, der Taufe und dem Abendmahl.

Eine segensreiche Sommerzeit in der Nähe Gottes wünscht

Ihr Pfarrer Johannes Heicke

Geistliches Wort April-Mai

Liebe Gemeindeglieder,
in Johannesgemeinde und Bethlehemsgemeinde, in Dreieinigkeitsgemeinde und Petrusgemeinde,
liebe Freunde,
Maria möchte sie in Zukunft heißen, die junge Frau, die in Rabber in der Osternacht getauft werden möchte. Maria – diesen Namen hat sie sich als Taufnamen gewählt, denn Maria ist „die von Gott Geliebte.“ Schweres hat sie erlebt, diese junge Frau, aber jetzt weiß sie sich von Gott geliebt. In der Bibel hat sie den Gott kennen gelernt, der ihr liebevoll nahe ist.

In der Geschichte vom „verlorenen Sohn“ hat sie sich selbst wiederentdeckt als „gefundene Tochter.“ Zu Jesus will sie gehören, der „gekommen ist, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“

Maria – die von Gott Geliebte. Dass seine Liebe und Zuwendung zu uns Menschen den in Jesus Mensch gewordenen Gott am Karfreitag am Kreuz bis in die selbst erlebte verzweifelte Gottesferne führt, das bleibt schwer zu verstehen. „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde,“ hat Jesus selbst dazu gesagt und ist diesen Weg dann gegangen, den Weg, der ihn in Folter und Tod geführt hat. In der Heiligen Woche gehen wir diesen Weg nach vom Einzug in Jerusalem am Palmsonntag über die Einsetzung des Abendmahls am Gründonnerstag bis zum Gedächtnis des Todes Jesu in der Andacht zur Sterbestunde – und wir dürfen mit dem Versprechen Gottes leben, dass wir – so wie Jesus wider alles Erwarten von den Toten auferstanden ist, auch auferstehen werden.

„Wir sind mit Christus begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln,“ so schreibt der Apostel Paulus im Römerbrief. Dieses neue Leben wird für Maria in der Osternacht beginnen. Und jeder Getaufte darf jeden Tag neu „in seine Taufe kriechen“, jeden Tag neu beginnen mit Gottes Zusage: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein, weil du mir so viel Wert bist und ich dich lieb habe“ – nicht nur Maria, die von Gott Geliebte, sondern Sie und ich auch.

In Vorfreude auf schöne Gottesdienste in der Osterzeit grüßt Sie auch im Namen von Pfarrer Heicke
Ihr Pfarrer Bernd Reitmayer

Geistliches Wort Februar-März

Gott nahe zu sein ist mein Glück.

(Psalm 73,28)

Liebe Gemeindeglieder unserer Pfarrbezirke, liebe Freunde,

Glück gehabt!“ sagen wir, wenn etwas gut ausgeht. Zum Beispiel wenn’s bei einem Unfall nur Blechschaden gibt. Oder wenn es mal nicht regnet, wenn wir unseren Regenschirm vergessen haben. Oder wenn wir trotz großem Bammel die Prüfung bestehen. Oder wenn die Diagnose beim Arzt doch nicht so schlimm ist wie befürchtet.

Im Moment erscheinen ja eine Menge Glücksratgeber. Sie zeigen: Wir sehnen uns sehr nach Glück. Und dabei geht es um mehr als ein schnell dahingesagtes: „Glück gehabt“.

Der Psalmbeter weiß, wo er’s kriegen kann, dieses Glück: In der Nähe Gottes. Allerdings gibt’s auch da kein „Friede-Freude-Eierkuchen“-Glück. Er schreibt:

„Fast wären meine Füße gestrauchelt, beinahe wäre ich gefallen.“ Auch in Gottes Nähe bleibt das Leben also, wie es ist: Mal schön, mal weniger schön.

Und doch beschreibt er die Nähe Gottes als Glück. Weil sie ihm Halt, Trost und Kraft gibt. So wie der Weinstock auf dem Titelblatt dieser Ausgabe: Die Trauben haben festen Halt, und ihnen strömt Kraft in Form von Nährstoffen zu.

So erlebt der Psalmbeter die Nähe Gottes. Er findet Halt in seinem Tempel, Kraft in seinem Wort. Gerade in Zeiten, die auf den ersten Blick nicht einfach nur glücklich sind, ist ihm dieser Halt wichtig.

Wir gehen mit großen Schritten auf die Fastenzeit zu. Und das erste, was einem dazu einfällt, ist „Verzicht“. Dabei geht’s darum gar nicht in erster Linie. Sondern viel eher um „Vertiefung“. Dem Leben Tiefe geben. Mal einen Gang zurückschalten. Einen Überblick über das eigene Leben gewinnen, über sich nachdenken. Und das geht eben sehr gut in der Nähe Gottes, in der solche tiefen Themen zugelassen, ja angeregt werden: Im Gottesdienst, in Predigt und Abendmahl, im Gespräch mit anderen Christen bei unseren Gemeindekreisen, aber auch im ganz persönlichen Gebet oder in der Bibellese. Ganz besonders sollen dazu die Passionsandachten dienen, in Schwenningdorf in diesem Jahr in meditativer Form.

Eine segensreiche Passionszeit in der Nähe Gottes wünscht

Ihr Pfarrer Johannes Heicke

Geistliches Wort Dezember 2013-Januar 2014

Liebe Gemeindeglieder
in Johannesgemeinde und Bethlehemsgemeinde,
in Dreieinigkeitsgemeinde und Petrusgemeinde,
liebe Freunde,

vor mir auf dem Tisch liegt ein alter Gemeindebrief. Er stammt aus dem Jahr 1986. Pastor Fischer war gerade mit seiner Familie in das Pfarrhaus in Rabber eingezogen. Zusammen mit Pastor Wienecke und einigen Gemeindegliedern entstand die Idee, für die  selbständigen lutherischen Gemeinden diesseits und jenseits des Wiehengebirges eine gemeinsame „Gemeindezeitung“ zu veröffentlichen. So hatten auch die Glieder der Petrusgemeinde Blasheim weiter Anteil am Leben der Gemeinden in Schwenningdorf und Rotenhagen, mit denen sie über viele Jahrzehnte als Pfarrbezirk verbunden gewesen waren. „Die Brücke“ verband die Gemeinden vorm und hinterm Berge dann viele Jahre lang. Weitere gemeinsame Projekte entstanden. Gemeinsame Gottesdienste auf dem Kummerbrink und bei Missionsfesten verbanden die Gemeinden genauso wie gemeinsame Kinderfreizeiten.

Mit dieser Gemeindebriefausgabe knüpfen wir an solche Zeiten der Gemeinsamkeit an. In Schwenningdorf und Rotenhagen erscheint sie als „Die Brücke“ Nr. 158, in Rabber und Blasheim als „Wegweiser“ Nr. 9. Die Besuche hin und her über den Berg mögen weniger geworden sein. Aber Gemeinsames wächst hier und da auch neu. Blasheimer singen in Schwenningdorf im Chor mit, Rotenhäger tun
im Posaunenchor mit dem Blasheimer Gottesdienst im Hof. Die Konfirmanden haben Unterrichtstage wie selbstverständlich in allen vier Gemeinden unserer Pfarrbezirke und kennen sich in Rabber genauso aus wie in Rotenhagen.

Jesus betet für seine Jünger, „dass sie eins seien,“ wie er eins mit dem Vater ist. Im Glauben sind wir in der Beziehung mit Jesus zu dieser Einheit verbunden. Der gemeinsame Gemeindebrief mag ein wenig dazu helfen, dass im Leben unserer Gemeinden diese Einheit wieder sichtbarer wird. Darüber hinaus lade ich Sie ein, für die noch viel größere Einheit zu beten, in der alle zusammengehören,
die überall in der Welt zu Jesus gehören, aber in Lehre und Leben derzeit nicht eins sind.

In Vorfreude auf schöne Gottesdienste zu Advent und Weihnachten grüßt Sie auch im Namen von Pfarrer Heicke
Ihr Bernd Reitmayer

Geistliches Wort Oktober-Dezember 2013

Christus spricht: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt. (Johannes 11,25)

„Kaum zu glauben!“ kommt es einem manchmal über die Lippen! „Kaum zu glauben… aber wahr!“ Dieser Ausspruch ist meist Reaktion auf ein Ereignis, das nach menschlichem Ermessen mehr als unwahrscheinlich oder fast übernatürlich ist. Wie ein Krankenbesuch bei Reino Schönfeld, einem Herrn aus unserer Gemeinde in Rotenhagen, der plötzlich wusste: „Morgen sterbe ich.“ So konnten wir noch über sein Leben und das Leben nach dem Tod sprechen – und er verstarb tatsächlich am nächsten Tag. Kaum zu glauben. Das ist nicht jedem vergönnt – deshalb ist es gut, Vorsorge zu treffen. Aber dazu im übernächsten Artikel.

Kaum zu glauben war auch das, was die beiden jungen Frauen erlebten, die auf dem Deckblatt dieser Brücke zu sehen sind. Es sind Schwestern, die vier Tage zuvor ihren Bruder zu Grabe getragen haben. Sie sind noch mittendrin in der Trauer. Sie weinen. Lazarus ist tot. Er fehlt ihnen! Und dann das: Ihr Bruder, noch in Leichentücher gehüllt, bewegt sich wieder, regt seine Glieder, richtet sich auf und lebt. „Kaum zu glauben! Jesus hat den toten Lazarus auferweckt!“

Wie stehen wir heute zu der Erzählung von der Auferweckung des Lazarus (Johannes 11)? „Unglaublich… nicht zu glauben!“ oder „Kaum zu glauben … aber wahr!“? In dieser herbstlichen Jahreszeit, zum Ende des Kirchenjahres, kommen diese Fragen auch gottesdienstlich wieder mehr in den Blick: Was erwartet die Verstorbenen? Was erwartet uns einmal nach dem Tod?

Die Bibel spricht sehr eindeutig von der leiblichen Auferweckung – aber nicht wie bei Lazarus zurück ins irdische Leben, sondern hinein ins ewige Leben. Unglaublich? Oder kaum zu glauben? Ja, weil sich die Auferstehung unseren Vorstellungen völlig entzieht. Die Schwestern des auferweckten Lazarus drücken unterschiedliche Gefühle aus: Die eine, rechts im Bild, wendet den Blick weg vom Geschehen, zweifelnd und nachdenklich ist ihre Hand ans Kinn gelegt. Die andere, im Bildhintergrund, wirft sich anbetend auf die Knie. Ihr Blick ist vertrauensvoll auf Jesus gerichtet, der nur wenige Augenblicke zuvor den toten Lazarus zurück ins Leben gerufen hat.

Bei allem Nachdenken über den eigenen Tod und bei allem Erinnern an die Verstorbenen, soll durch die Gottesdienste zum Jahresende unser Blick auf Jesus Christus hin gewendet werden. Denn er hat die Macht, Tote – auch uns – zum Leben zu erwecken. „Kaum zu glauben… aber wahr!“

Herzlich grüßt

Ihr Pastor Johannes Heicke