Geistliches Wort Juli-August

Ich bin der HERR, dein Gott, der deine rechte Hand fasst und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir. Jesaja 41, 13

Liebe Gemeindeglieder, liebe Freunde unserer Gemeinden,

Sonntagnachmittag ist Spaziergehzeit. Da ist ein Paar mit jungen Kindern, im Kindergartenalter, höchstens in der ersten Klasse. Die Kinder laufen vorweg, untersuchen etwas am Wegrand, werden von den Eltern überholt, bleiben zurück, laufen dann hinterher, ein kurzes Wort mit den Eltern, dann wieder voraus.

Plötzlich bemerken die Kinder, dass jemand mit einem großen Hund entgegenkommt. Es dauert nicht lange, dann suchen sie die Nähe der Eltern. Und eines sagt: „Mama, Hand geben…!”

An Mamas Hand ist auch ein großer ungewaschener Hund kein Problem. Hand in Hand mit Mama oder Papa, das hat etwas. Das drückt Nähe und Verbundenheit aus. Man spürt: Bei den Eltern an der Hand brauche ich keine Angst zu haben, ich bin geborgen und geschützt.

Der Prophet Jesaja nimmt solche Erfahrungen als Bild für die Begleitung von Gott: „Ich bin der HERR, dein Gott, der deine rechte Hand fasst und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir.”

Wenn ich weiß, dass Gott mir nahe ist, wächst Vertrauen ins Leben, Energie für jeden neuen Tag. Daraus gewinnen wir Perspektiven für die Zukunft. Jeder für sich selbst, seine Familie, seinen Freundeskreis. Für uns als Gesellschaft. Wir planen für die Zukunft – auch in unseren Gemeinden. Und manches, was uns da begegnet, weckt Gefühle wie die Begegnung mit einem großen Hund: Ungewissheit, Furcht, Zweifel.

Dann ist es gut, das Wort des Propheten Jesaja im Sinn zu haben. So wird uns neu klar: Wir haben einen Gott, der uns die Hand hinstreckt, damit wir geborgen sind und die Angst uns nicht lähmt.

Wir haben einen Gott, der uns auch in schweren Zeiten nahe ist, dem unser Elend das Herz zerreißt.

Und wir können froh sein über einen Gott, der uns in Jesus die Hand reicht, als Freund, als derjenige, der uns lieb hat.

Es grüßt Sie und Euch ganz herzlich

Pfarrer Johannes Heicke

Geistliches Wort April-Juni

Wenn Christus nicht auferstanden ist, ist es sinnlos, dass wir das Evangelium verkünden, und sinnlos, dass ihr glaubt.“ (1. Korinther 15,14)

Liebe Gemeindeglieder, liebe Freunde unserer Gemeinden,

ein Mensch war tot und wird wieder lebendig. Und zwar nicht per Wiederbelebung nach ein paar Minuten. Sondern nach vollen drei Tagen. Das ist doch völlig unglaublich, oder?

Tatsächlich tun sich viele von uns heute schwer mit diesem Gedanken. Wenn nicht sogar alle irgendwann in ihrem Leben mal denken: Kann das denn wirklich wahr sein? Das widerspricht doch jeglicher Vernunft und Logik!

Ja, auch ich habe manchmal solche Zweifel. Die Frage ist nur: Wie gehe ich damit um?

Viele flüchten vor diesen Zweifeln in moderne Erklärungsversuche. Sie meinen, Jesus ist in dem lebendig, was er gelehrt hat und was bis heute weitergegeben wird – das wäre die Auferstehung. Körperlich sei er im Tod geblieben.

Der Apostel Paulus begegnet solchen Spekulationen ziemlich schroff: „Wenn Christus nicht auferstanden ist, ist es sinnlos, dass wir das Evangelium verkünden, und sinnlos, dass ihr daran glaubt.“ (Die Bibel, 1. Korintherbrief 15,14)

Seine Logik ist bestechend: Wenn Gott, der die ganze Welt gemacht hat und jedem das Leben gibt, Jesus nicht ein zweites Mal das Leben geben kann – dann kann er es bei uns Christen auch nicht. Dann gibt es auch keine Auferstehung, kein Leben nach dem Tod für uns. Und ein Glaube, der diese Hoffnung nicht hat, den empfindet Paulus als sinnlos.

Wohlgemerkt: Das heißt nicht, dass man nicht auch mal daran zweifeln darf, dass das so gewesen ist. Aber die Lösung dieses Zweifels ist nicht, alles scheinbar Unvernünftige aus der Bibel wegzudiskutieren. Sondern die Lösung ist, sich umso tiefer reinzustürzen in dieses Buch und darin zu forschen, wie das denn alles sein kann. Und mit Gott darüber zu sprechen, was uns am Glauben schwer fällt, und ihn um seine Hilfe zu bitten. Das, so Luther, ist der Zweifel, der den Glauben wachsen lässt.

Es grüßt Sie und Euch ganz herzlich

Pfarrer Johannes Heicke

Geistliches Wort Februar-April

Gott spricht: „Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.“ (Hesekiel 36,26)
Liebe Gemeindeglieder, liebe Freunde unserer Gemeinden,
es ist Reformationsjubiläum – und alle machen mit. Es gibt Luther-Bonbons, Luther-Bier, Luther-Kekse, Luther-Brot, Luther-Kulis, Luther-Playmobil-Figuren, Luther-Frisbee-Scheiben, massenweise Luther-Bücher und riesige Events zu Luthers Ehren.
Das Problem ist: Luther selbst würde das wahrscheinlich ganz und gar furchtbar finden. Als er mitbekam, dass man seine Anhänger „Lutheraner“ nannte, ist er förmlich ausgerastet: „Was ist denn dieser Madensack Luther wert“, hat er gesagt. „Es geht doch nicht um mich, sondern um Christus! Der ist das Herz des Christentums!“
Witzigerweise sagen das die allermeisten Produkte aus, die da so zu Luthers Ehren hergestellt werden – ohne es zu wissen. Auf die meisten wird nämlich Luthers Wappen aufgedruckt: Die Luther-Rose (siehe Deckblatt). Und da ist genau das zu sehen: Das Kreuz, also der gekreuzigte Jesus Christus, steht im Zentrum, im Herz des Wappens. Darum ging es Luther, und den vielen anderen Reformatoren: Dass Jesus wieder in den Mittelpunkt gestellt wird, und mit ihm sein Wort.
Ein Gemeindeglied fragte mich neulich: „Was ist es, was wir deiner Meinung nach wieder neu entdecken sollten im Reformationsjahr?“ Ich glaube: Es ist genau das! Dass wir uns wieder auf Christus konzentrieren und auf das, was er uns zu sagen hat. Das wäre im Sinne Luthers und aller Reformatoren.
„Zufällig“ ist das auch Inhalt der Jahreslosung: „Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz.“ Nämlich ein Herz, in dem Jesus Christus wohnt. Und wo schenkt er das? Da, wo er mit uns spricht: Wo ich in den Gottesdienst gehe, wo ich in der Bibel lese, wo ich im Gebet mit ihm im Gespräch bin, wo ich mir per App jeden Tag einen Bibelvers aufs Handy schicken lasse, wo ich eine Radioandacht höre. Da verändert Gott mein Herz.
Und dann kann ich auch fröhlich ein Lutherbier trinken.
Es grüßt Sie und Euch ganz herzlich Pfarrer Johannes Heicke

Geistliches Wort Dezember-Februar

Krippe ohne Kreuz ist Kitsch

Grafik Homepage Geistliches WortLiebe Gemeindeglieder, liebe Freunde unserer Gemeinden,
alle großen Ereignisse werfen ihren Schatten voraus – so auch das Weihnachtsfest.
Die Adventszeit ist geprägt von vielen schönen Dingen: von weihnachtlichen Düften, heimeligem Kerzenlicht, Plätzchen,
Zimtsternen und Glühwein. Und natürlich von der Suche nach den Geschenken für unsere Lieben. Im Grunde genießen wir diese „Schatten“, sie gehören zum Fest dazu – auch wenn sie manchmal etwas Stress mit sich bringen.

Aber ist der Schatten schon das Weihnachtsfest? Nein. Weihnachten ist verfehlt, wenn wir im „Christkind“ nur das niedliche Baby sehen, das nichts weiter von sich gibt als ein liebliches Lächeln. Weihnachten ist verfehlt, wenn wir nicht auch die Schatten des darauffolgenden „Festes“ in den Blick nehmen. Das macht das schöne Lied „O du fröhliche“ in der zweiten Strophe ganz klar: „Christ ist erschienen, uns zu versühnen“, heißt es da. Also: Christus ist an Weihnachten geboren, um uns durch sein Sterben am Kreuz mit Gott zu versöhnen. Ansonsten hätte Christus gar nicht in die Welt kommen müssen – dann wäre Weihnachten sinnlos.

Ja, auch Karfreitag wirft seine Schattenvoraus. Das Holz der Weihnachtskrippe weist schon hin aufJesu Sterben am Holz des Kreuzes – sein Sterben für uns. Gott wird überhaupt nur deswegen Mensch in diesem kleinen Kind in der Krippe, damit er sein Leben für die Vielen – also für uns – lässt. Jesus stirbt, damit Du und ich ewig leben können. Das ist der tiefere Sinn von Weihnachten, ja der tiefere Sinn der ganzen Geschichte Gottes mit den Menschen.

„Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus.“ Der Schatten der Krippe ist das Kreuz. Freud und Leid liegen dicht beieinander, manchmal viel dichter, als wir es uns wünschen. Das Gute ist: Am Ende steht die Freude, weil Jesus ja nicht im Tod geblieben, sondern auferstanden ist, und alle, die an ihn glauben, ins ewige Leben ruft.
In weihnachtlicher (Vor-)Freude
grüßt Sie und Euch ganz herzlich
Ihr/Euer Pfarrer Johannes Heicke

Geistliches Wort Oktober-Dezember

Gott hat den Leib Christi, die Gemeinde, zusammengefügt und dem geringeren Glied höhere Ehre gegeben, damit im Leib keine Spaltung sei, sondern die Glieder in gleicher Weise füreinander sorgen. (1. Korinther 12,24-25)

Liebe Gemeindeglieder, liebe Freunde,
in den vier JahrenGrafik Homepage Geistliches Wort, die ich in unserem Pfarrbezirk Dienst tue, ist ein Satz immer seltener geworden. Dieser Satz lautet: „Die Gemeinde müsste doch mal…“ – und dann kommen die Dinge, die dem Gesprächspartner am Herzen liegen.
Ich finde das schön, dass dieser Satz seltener geworden ist. Er bedeutet ja sinngemäß: „Ich gehöre gefühlt gar nicht dazu zu dieser Gemeinde. Warum sollte ich mich selber mit um die Erledigung dieses Problems kümmern.“ Ich vermute, dass diese Sichtweise viel mit der langen Vakanzzeit unserer Gemeinden zu tun hat.
Stattdessen höre ich heute deutlich öfter: „Wir als Gemeinde / Vorstand / Kommission müssten doch mal…“. Das entspricht dem Bild, das Paulus uns von Gemeinde malt: Gemeinde als ein Körper aus vielen Körperteilen, von denen jedes seinen Teil dazu beiträgt, dass der Körper gesund bleibt.
Der Körper ist dann gesund, wenn die Körperteile zusammen spielen, gut miteinander kommunizieren. Wenn sie eine Einheit,
eine Gemeinschaft bilden. Übertragen auf die Gemeinde bedeutet das: Es ist nötig, dass wir uns begegnen, dass wir kommunizieren, damit der Leib gesund ist und wächst – innerlich wie äußerlich.
Neben allen anderen Orten, an denen Gemeinde sich begegnet, entsteht Gemeinschaft vor allem im Gottesdienst. Paulus sagt: „Gott hat die Gemeinde zusammengefügt.“ Und er tut es immer wieder neu, jeden Sonntag, indem er mit uns spricht in Lesungen und Predigt. Und wir antworten ihm in Gebeten und Liedern. Das Abendmahl fügt uns als Leib Christi zusammen.
Um diese Gemeinschaft zu fördern, hat der Kirchenvorstand in Schwenningdorf eine neue Gottesdienstform ins Leben gerufen (siehe S. 13). Vielleicht sehen wir uns ja am 27.11.
Bis dahin alles Gute,
Ihr Pfarrer Johannes Heicke