Geistliches Wort August-September 2014

Liebe Gemeindeglieder in Johannesgemeinde und Bethlehemsgemeinde, in Dreieinigkeitsgemeinde und Petrusgemeinde,
liebe Freunde,
ich freue mich auf den Urlaub. Ich freue mich darauf zu wandern, Fahrrad zu fahren, meine Fremdsprachenkenntnisse zu erweitern, Bücher zu lesen, die seit meinem Geburtstag im Regal liegen, und Gesellschaftsspiele zu spielen, die seit Monaten auf das Auspacken warten. Über das Urlaubsziel kann ich mich mit meiner Frau eigentlich immer schnell einigen: Ihr ist eigentlich ziemlich gleich, wohin wir fahren, wenn das Ziel nur in Holland liegt (Sie wissen doch: das Land mit dem Vla, dem unnachahmlichen Tütenpudding).
Ich freue mich auch darauf, sonntags Gottesdienst in einer Sprache zu feiern, die nicht meine Muttersprache ist. Es ist spannend, von Gottes Beziehung zu uns Menschen auf Weisen zu hören, die sich auf Deutsch so gar nicht sagen lassen, sie in Bildern entfaltet zu sehen, auf die in unserm Land niemand kommen würde, Lieder mitzusingen, deren Verse von großem Gottvertrauen geprägt sind, die ich aber noch nie gehört, geschweige denn mitgesungen habe.
Ich freue mich darauf, Gott danken zu können für Erfahrungen, die im alltäglichen Trott leicht untergehen: der Geruch einer frisch gemähten Wiese, das Gefühl nassen Sandes unter nackten Füßen, der Regentropfen, den ein Schauer von meiner Nase in den Bart tropfen lässt. „Jetzt hat das echte Leben uns wieder!“ hat meine Frau nach einem solchen Urlaub gesagt. Das ist vielleicht eine etwas altertümliche Perspektive, aber für sie wie für mich ist Urlaub eine Zeit, Atem zu schöpfen für die Herausforderungen und Belastungen unseres Alltags. Ich beobachte, dass manche das andersherum empfinden, den Alltag als die ungeliebte aber unvermeidliche Unterbrechung des eigentlichen Lebens sehen, das am Wochenende und im Urlaub stattfindet. Ich möchte aber diesen Alltag nicht nur ertragen und über ihn stöhnen, sondern ihn als die Herausforderung begreifen, vor die Gott mich stellt. Und weil die Belastung dabei bis an die Grenzen gehen kann, ist es gut, ja notwendig, Pausen einzulegen. Ich freue mich auf diese Pause und bin Gott schon jetzt dankbar dafür.
Wir sehen uns dann nach dem Urlaub.
Einen herzlichen Gruß auch im Namen
von Pfarrer Heicke,

Ihr Bernd Reitmayer